Mountain Running

Mountain Running
Trail Richtung Meilerhütte (2374m)

Freitag, 26. Juli 2013

Traumtrail zum großen Solstein

Dienstag, 23.07.2013 - Zunächst hatten wir eine Runde in der Soierngruppe geplant. Letztes Jahr waren wir bereits am Soiernhaus und auf der Schöttelkarspitze oben, von wo aus man einen herrlichen Blick auf den Soiernsee hatte. Aber nach Rücksprache mit Kurt König entschieden wir uns für ein neues Ziel – Solsteinhaus und Großer Solstein.

Kurt beschrieb die Strecke sehr genau, den Verlauf konnten wir in der hauseigenen Karte nachvollziehen und so starteten wir also nach einem ausgedehnten Frühstück das Unternehmen Solstein.

In Scharnitz, unserem Ausgangsort, kauften wir vorsichtshalber noch eine Landkarte. Die ersten Meter entlang der Isar Richtung Wiesenhof waren ziemlich zäh. Kein Wunder bei dem Vorprogramm der letzten Tage! Kurz vor einem Kieswerk überquerten wir die Isar in Richtung Scharnitzalm. Vorbei an einer hochwertigen Kneippanlage folgte ein erster Hingucker. Wir bogen nach rechts ab (Schild Wasserfall) und erreichten nach wenigen Höhenmetern eine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf einen Wasserfall hatte. Leider war es uns kaum möglich ein Foto zu machen, da wir von ca. 30 Bremsen – oder noch mehr? – verfolgt wurden. Tanzend und hüpfend schossen wir schnell ein Foto und liefen wieder zur Hauptstrecke runter. Danach hätten wir uns eigentlich links halten sollen, liefen aber ca. 130 Höhenmeter rechts hoch Richtung Oberbrunnhütte, immer noch von zahlreichen blutgierigen Bremsen verfolgt. Wanderer, die wir überholten, umkreisten wir links und rechts, in der Hoffnung dass wir die Viecher loswerden würden. Kurze Zeit später mussten wir feststellen, dass wir falsch gelaufen sind – ärgerlich, weil wir wussten, dass es heute noch intensiv genug werden würde.

Der richtige Weg war mit „Gleirschtal“ ausgeschildert und führte über die Scharnitzalm. Bis zum Eingang in die Gleirschklamm folgte ein schön laufbarer Weg, eigentlich optimal für ein Fahrtenspiel geeignet. Nach einer Holzbrücke über den Gleirschbach zweigte rechts unser Pfad durch die Gleirschklamm ab. Die dortige Feuchtigkeit und Kühle kam uns bei den hohen Temperaturen gerade recht.  
Gleirschklamm
In der Klamm
Auf Holzbrücken, Treppen und schmalen Pfaden verläuft die Strecke durch die sehenswerte Klamm, ehe man auf eine Forststraße gelangt. Dieser folgt man nach links ca. 500 m bergauf, ehe wir in eine weitere Forststraße mündeten, der wir rechts in Richtung Kristenalm und Solsteinhaus folgten. Bisher hatten wir kaum an Höhe gewonnen - Scharnitz liegt auf 964 m, wir waren zu dem Zeitpunkt etwa auf 1150 m. Durch das sogenannte Großkristental verlief eine Forststraße. Unser Lauf zur Kristenalm (1348 m) wurde von einem ständigen Plätschern des Kristenbachs begleitet, immer wieder hatten wir schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge.

Wildfütterung im Großkristental



An der Kristenalm machten wir eine kurze Pause, tranken eine Holunderschorle und machten einen Abstecher in die danebenstehende Kapelle. Als wir wieder starteten trat ein großer massiver Bergblock in unseren Blickwinkel, der Große Solstein, unser höchstes Ziel für heute. Sehr eindrucksvoll!
Unser Ziel: Der große Solstein


Traumtrails
Die recht breite Bergstraße endete schon bald und ging in einen traumhaften Trail über, anfangs noch durch einen Bergwald, dann durch Geröllfelder, durch Latschenhänge, auf Wiesen, einfach herrlich. Herrliche Ausblicke auf die umliegenden Bergketten, ein fast schon respektvolles Hinaufschauen auf den Großen Solstein machten diesen Streckenabschnitt zu einem besonderen Erlebnis. Relativ flott sahen wir dann die Erlalm und 100 m dahinter das Solsteinhaus (1806 m), wo wir uns Getränke kauften und den Ausblick auf das Inntal und den Alpenhauptkamm genossen.
 
Solsteinhaus

Blick auf Solsteinhaus und Eppzirler Scharte
Im Anstieg
Im Anstieg 2
Vom Solsteinhaus folgte dann der Aufstieg zum Großen Solstein (2541 m). Zunächst verlief der Pfad im Latschenwald. Zahlreiche Steinverblockungen machten die Strecke anspruchsvoll. Oberhalb der Baumgrenze verlief der Weg nur noch im Geröll, war aber durchwegs laufbar. Dass wir rasch an Höhe gewannen, konnten wir am immer kleiner werdenden Solsteinhaus feststellen. Die 735 Höhenmeter legte ich in 39 Minuten zurück. Nach der Vorbelastung gar nicht so verkehrt. Oben am Gipfel angekommen, hatten wir ein super 360°-Panorama. Der markante Kleine Solstein (2637 m) grüßte herüber, die winzige Kristenalm und das Großkristental zeichneten unsere Strecke nach. Im Inntal waren die Ausläufer Innsbrucks zu sehen.

Trail auf den Gr. Solstein

Gipfel

Panorma mit dem kleinen Solstein (r.)


Den Rückweg zum Solsteinhaus meisterten wir in 29 Minuten. Mit weiteren Getränken und eine Speckknödelsuppe stärkten wir uns für die bevorstehenden Streckenabschnitte. Da wir schon einiges an Kilometer und Höhenmeter zurückgelegt haben, entschlossen wir uns über die Eppzirler Scharte zurückzulaufen und nicht, wie zunächst geplant über Nördlinger Hütte und Ursprungssattel.

Auf schönsten Trails ging es in Richtung Eppzirler Scharte, die wir bereits auf dem Großen Solstein als mögliche Route ausmachten. Der Bergpfad schlängelte sich durch große Geröllfelder hindurch in Richtung Scharte; einige Abschnitte waren wegen des losen Gerölls nicht ungefährlich.
Eppzirler Scharte

Trail zur Scharte

Blick zurück auf den Großen Solstein
Oben auf der Scharte angekommen (2101 m) öffneten sich wiederum tolle Ausblicke in die Bergwelt und runter zu unserem nächsten Ziel, der Eppzirler Alm (1459 m). Der Abstieg war auch größtenteils auf Geröllfeldern, so dass mit hoher Konzentration und Vorsicht gelaufen bzw. abgestiegen werden musste.



Downhill zur Eppzirler Alm
Im Gießenbachtal - Abschied aus den Bergen - ein Blick zurück

An der Eppzirler Alm kauften wir uns mit unserem restlichen Geld nochmals Getränke und dann ging es im sub4min Schnitt durch das Gießenbachtal nach Gießenbach, wobei wir kurz davor nach rechts in einen Pfad Richtung Scharnitz einbogen.

Nach 37 Kilometern und 2093 Höhenmeter bergauf erreichten wir relativ kaputt das Ortszentrum von Scharnitz. Unsere Begeisterung und unsere Eindrücke konnten wir dann unserem Tourenplaner Kurt König bei einem gemeinsamen Abendessen schildern. Planungen für künftige Touren laufen bereits ;)

Am nächsten Morgen drehten wir zum Abschluss unseres Trainingslagers noch eine 8km Auslaufrunde in den Buckelwiesen zwischen Krün und Mittenwald.

Mit seit Freitagabend zurückgelegten 115 km und 6600 Höhenmeter endeten unsere Tage in der Alpenwelt Karwendel. Ein super Wettkampf und tolle Bergtouren liegen zurück! Aufgrund der Belastungen der letzten Tage folgt nun aber ein Regenerationsblock, um dann übernächstes Wochenende beim Tegelberg wieder in alter Frische am Start stehen zu können.

Zeitungsbericht Karwendel Berglauf

Hier ein Zeitungsbericht in meiner Heimatzeitung 'Der Neue Tag':

Donnerstag, 25. Juli 2013

Trailrunning im Estergebirge

Nach einem reichhaltigen Frühstück auf dem Balkon starteten Martin Schedler und ich unsere Tour Richtung Estergebirge. Die ersten flacheren Kilometer aus Krün (875 m) heraus nutzten wir, um einigermaßen wieder in Tritt zu kommen. Über die Finzbachklamm ging es den sog. Altgraben hoch zur Krüner Alm (1621 m). Bis kurz vor der Krüner Alm verlief die Strecke größtenteils im Wald, so dass wir im Schatten laufen konnten. Gerade die Serpentinen zur Krüner Alm sind wunderschön zu laufen. 
eines unserer Ziele: Krottenkopf
Krüner Alm
Von der Krüner Alm geht es zum Angerlboden, von wo man bereits die Krottenkopfhütte, auch Weilheimer Hütte genannt, sieht. In einem weiten Bogen umläuft man diese Hochebene und erreicht über den Krüner Steig den Weg zur Weilheimer Hütte.
 
Am Angerlboden
Rundblick am Angerlboden


hoch zur Weilheimer Hütte

An der Weilheimer Hütte (1946 m) machten wir eine kurze Trinkpause, um dann als nächstes Etappenziel den Bischof in Angriff zu nehmen.
 
Der Bischof (2033m)
Bis zum tatsächlichen Anstieg auf den Bischof mussten wir ein ordentliches Stück zurücklegen (Weg nach Oberau), gespickt mit Kiefernwurzeln und Verblockungen. Trotzdem auch ein wunderschöner Trail zum Laufen! Der Schlussanstieg zum Bischofgipfel ist vor allem zu Beginn sehr steil und direkt, aber durchaus laufbar. Auf dem Gipfel hat man dann einen wunderbaren Rundblick Richtung München, Kloster Ettal, Wettersteingebirge, Karwendel uvm.
 
Blick vom Bischof zurück zur Weilheimer Hütte mit Krottenkopf

Gipfelfoto Bischof 2033m
Martin und ich genossen das tolle Wetter und die beeindruckende Aussicht. Vor dem Rückweg trug ich mich noch ins Gipfelbuch ein. Am sogenannten Bischofssattel war ich in Gedanken woanders und schon kam ich ins Straucheln. Eigentlich hab ich den Sturz schon abgefangen, doch plötzlich fand ich mich abseits des schmalen Wegs wieder. Gott sei Dank wuchsen am Wegesrand Latschen, die mich auffingen. Trotzdem war nur noch der Kopf auf Weghöhe. Martin der hinter mir lief, reagierte blitzschnell und zog mich hoch. Da blieb uns beiden kurz das Herz stehen! Danke Martin für deinen Einsatz. Zum Glück war ich nicht ernster verletzt, der linke Ellenbogen tat etwas weh, an der rechten Hand hatte ich eine kleine Abschürfung und meine weiße Laufhose war seitlich braun. Nicht lang überlegt ging es weiter zurück zur Weilheimer Hütte, wo wir nochmal eine Trink- und Esspause machten. In einigen Minuten stürmten wir dann schließlich noch auf den Krottenkopf.

Weilheimer/Krottenkopfhütte vom Krottenkopf aus fotografiert.

Gipfelfoto auf dem Krottenkopf (2086m)

Auf dem Heimweg - ade Weilheimer Hütte
Zurück ging es wieder über Angerlboden und Krüner Alm nach Krün. 35,3 Kilometer und 1842 Höhenmeter und ein herrlicher Tag lagen hinter uns.

unsere Laufstrecke mit Bischof (rechts) und Krottenkopf (Bildmitte)
Abends ging es dann nach Garmisch-Partenkirchen zum Essen. Bei der Rückfahrt begrüßte uns ein riesiger Vollmond über dem Karwendelgebirge.


Siegerehrung Karwendellauf und der Tag danach

An der Bergstation der Karwendelbahn angekommen, gab es zur Stärkung verschiedene Getränke, so auch Erdinger Alkoholfrei und Nudeln - das war auch dringend nötig nach Deutschlands schwerstem Berglauf! Die Versorgung der Läufer war top. Vom Ziel kamen immer mehr Finisher nach unten zum riesigen Fernrohr, das man 1,5 h zuvor noch vom Mittenwalder Ortszentrum aus sah. Ein kurzer Austausch wie es einem erging, Gratulationen, einige Fotos - wie es eben üblich ist in der großen Berglauffamilie. Kurts Team um den Laufclub und Bergwacht Mittenwald leisteten tolle Arbeit mit Rundumservice.

Martin Schedler und ich mit den drei Kenianern

Zum "Ausgehen" ging es zusammen mit Stefan Paternoster, Martin Schedler und der Gesamtzweiten Michelle Maier (PTSV Rosenheim) auf die Nördliche Linderspitze, wobei Stefan und ich noch einen Abschnitt des Mittenwalder Klettersteigs bewältigten.

Stefan Paternoster und ich unterwegs auf dem ersten Abschnitt des Mittenwalder Klettersteigs
- auf dem Gipfel in der Bildmitte -

Bergstation Karwendelbahn mit Riesenfernrohr,
in dem sich ein Naturinfozentrum befindet.
Nach unserer Wanderung begann die Siegerehrung, die von Kurt König zügig und strukturiert durchgeführt wurde. Zunächst die Altersklassenehrung, dann die Gesamtwertungen. Die Sachpreise von Salomon, Leki und Sziols sind in Deutschland einmalig, zumal jeder Starter im Vorfeld bereits ein Salomon-Funktionsshirt bekommt. Für die Gesamtwertung gab es zudem Geldpreise.

Altersklassenehrung

Die internationalen Top8
1 Pole
1 Deutscher
1 Deutschösterreicher
1 Österreicher
1 Tscheche
3 Kenianer
Um dem Stau bei der Karwendelbahn nach der Siegerehrung zu entgehen, machten sich Martin, Stefan und ich noch zur Westlichen Karwendelspitze auf, wo man auch mal innehalten und die letzten Stunden Revue passieren lassen konnte.


Stefan und ich auf der Westl. Karwendelspitze (2385m)
 
Abends traf sich das Salomonteam noch zum Abendessen. Da war ich aber schon ziemlich kaputt. Mit Feiern war nicht mehr viel, es gab noch ein Mitternachtsbierchen - natürlich ein Mittenwalder - und kurze Zeit später verabschiedete ich mich in das Reich der Träume...glücklich und zufrieden.
 
Der Sonntag begann mit einem Frühstück auf dem Balkon - herrlich - der Wettkampfdruck war weg. Um 10 Uhr hat sich das Salomonteam zum Auslaufen verabredet, einige weitere Läufer gesellten sich hinzu. Zunächst ging es über die Hängebrücke zur Brunnsteiner Hütte und dann über den sogenannten Leitersteig zur Mittenwalder Hütte, wo wir gemeinsam Mittag gegessen haben.
Die Anstiege zu den Hütten wurden doch recht zügig absolviert :-D. 1008 Höhenmeter warens.
 
Team auf Hängebrücke
 
auf der Brunnsteiner Hütte mit Thomas, John, Martin und Chunky
 
Trailrunning-Prominenz auf der Mittenwalder Hütte
Die Tour - der Abstieg von der Mittenwalder Hütte wurde zurückgewandert
Nachmittags gönnten sich Martin und ich ein Eis in der Mittenwalder Fußgängerzone und abends folgte ein Auslaufen zur Hüttlebachklamm - sehenswert - und zu einem Kneippbecken - welch Wohltat für die strapazierten Muskelpartien. Der Abstecher an den Kiesstrand der Isar war auch ein Highlight samt Sprungeinlagen. Abends wurde gekocht und der laue Sommerabend auf dem Balkon verbracht.
Wasserhüpfer
ERGEBNISSE:
 
Frauen
 
1 346 MUDGE Angela 70 SALOMON UK 1:18:46.4
2 292 MAIER Michelle 91 PTSV ROSENHEIM 1:22:33.9
3 111 KRUHME Nicole 85 RENNSTEIGLAUFVEREIN LG 1:25:40.6
4 454 BÄUSCHER Lea 82 SALOMON / LG OVAG FRIE 1:27:06.1


Männer

1 22 DLUGOSZ Andrzej 78 RMD MONTRAIL / POL 1:03:33.2
2 428 SCHÖNBERGER Korbinian 84 SALOMON/LLC MARATHON R 1:05:05.6
3 224 WANGARI Peter Chege 87 RUN2GETHER 1:06:22.7
4 476 PATERNOSTER Stefan 79 SALOMON / LG PASSAU 1:06:54.8
5 170 RIEDER Alexander 69 LSV 1990 KITZBÜHEL 1:08:19.4
6 100 KIRUI Stanley Kipkoech 86 RUN2GETHER 1:09:46.0
7 14 BRÝDL Pavel 80 LA SPORTIVA - HUDY CZE 1:10:40.0
8 223 WANGARI Francis Muigai 90 RUN2GETHER 1:11:06.1


Mittwoch, 24. Juli 2013

Riesenerfolg beim Karwendelberglauf - Der WETTKAMPF

Vorab - von Freitag Nachmittag bis Mittwoch Mittag war ich in der Alpenregion Karwendel. Karwendelberglauf und anschließend ein paar Trainingstage - bei perfektem Wetter - mehr ging in diesen Tagen nicht. Es war einfach genial! Und allen die dazu beigetragen haben, möchte ich an dieser Stelle danken, in erster Linie meiner Familie, aber auch Kurt König und Martin Schedler - und ...

Nachdem ich Freitag Nachmittag so einigermaßen meine Büroarbeit erledigt hatte, gabs noch kurz was zu essen - das Gericht sollte es bei wichtigen Wettkämpfen öfters geben. Das Zusammenpacken wurde mal wieder zur Qual der Wahl und wie sich im Nachhinein herausstellte hab ich wieder viel zu viel mitgenommen. Nach 3,25 h nervenaufreibender Autofahrt mit Stau rund um München erreichte ich endlich die von Martin Schedler (Team Salomon) und mir gebuchte Ferienwohnung in Krün. Um einigermaßen locker zu werden, absolvierten wir noch eine kleine Laufeinheit. Abends traf sich das Salomonteam um Kurt König zum Essen. Der Wettkampftag startete mit einem morgendliche Auftaktläufchen. Danach gabs ein großes Frühstück, schließlich war erst um 14 Uhr Start. Um 11 Uhr holten wir unsere Startunterlagen in Mittenwald ab, damit wir uns in Ruhe auf den Wettkampf vorbereiten konnten. Fürs anschließende Feier wurde vorsorglich schon mal Mittenwalder Bier gekauft :-). In den Stunden bis zum Start merkte ich doch eine gewisse Anspannung und Nervosität, ein hochkarätiges Starterfeld war angekündigt und ich selbst erwartete von mir auch eine gute Leistung - auf jeden Fall Top5. Nach meinen jüngsten Erfolgen beim Osterfelder und Nebelhornberglauf konnte ich schließlich mit erhobenen Haupt an die Sache herangehen. Zusammen mit Martin bestreitete ich das Aufwärmprogramm. Die Atmosphäre auf dem Marktplatz von Mittenwald war sehr gut, viele Zuschauer und Interessierte, ein großes Starterfeld, Salomon und Karwendelbahn hatten Präsentationsstände aufgebaut. Die Topstarter wurden vom Lauforganisator Kurt König vorgestellt und in die erste Startreihe gebeten, allen voran natürlich die drei Kenianer, von denen einen unheimlich schneller Rennbeginn erwartetet wurde. Nach dem Startschuss um 14 Uhr ging die wilde Hatz durch den Ort los.
 
 
Ganz vorne die drei Kenianer, verfolgt von Vorjahressieger Dlugosz (POL), Stefan Paternoster (Salomon/LG Passau), Pavel Brýdl (CZ) und mir (Salomon/LLC M. Regensburg). Doch schon am ersten extrem steilen Asphaltstück bei der Dammkarausfahrt stellten wir Verfolger überraschend fest, dass wir den Kenianern wieder näher kamen, und sogar wieder aufschlossen. Stefan Paternoster lief ca. 10 Meter vor mir, wobei wir bald den ersten Kenianer überholen konnten. Während Andrzej Dlugosz die Führung übernahm, konnten Stefan und ich als Salomonexpress auch den zweiten Kenianer stellen und zum dritten nach vorne aufschließen. Als Trio ging es dann an der ersten Verpflegung vorbei in den serpentinenartigen Bergpfad, der uns zur Dammkarhütte führte. Vorne hielt Stefan das Tempo gleichmäßig hoch - wohlwissend was auf uns noch wartete - dahinter der Kenianer und ich. Von hinten schloss dann der zweite Kenianer - Peter Chege Wangari, wieder zu uns auf, so dass zwischenzeitlich 2 Kenianer zwischen Stefan und mir waren. Während Wangari eine kleine Lücke auf Stefan und mich rauslaufen konnte, verabschiedete sich der andere Kenianer nach hinten. Auf 1667 m Höhe passierten wir die Dammkarhütte - wie immer ein Zuschauermagnet. Weiter oben im Geröll des Dammkars sahen wir Dlugosz enteilen, ein Blick zurück kündigte den Österreicher Rieder an. Vor mir sah ich den Kenianer, der mit dem Geröll so seine Mühen hatten, doch blieb ich die ersten Geröllserpentinen hinter Stefan. Doch schon bald startete ich einen Angriff und konnte schnell auf Wangari aufschließen, während Stefan eine Lücke reißen lassen musste. Nachdem ich mich einige Meter hinter dem Kenianer aufhielt, konnte auch dieser meinen Drang nach oben nicht mehr aufhalten und so war ich bereits bei der Bergwachthütte alleiniger Verfolger des Vorjahressiegers, den ich hin und wieder auch sah. Der Kampf war hart, äußerst hart, wie es eben am Karwendel erforderlich ist. Gestärkt durch meine jüngsten Erfolge beim Osterfelder und Nebelhorn Berglauf hatte ich das Selbstbewusstsein, nicht nur zu reagieren, sondern auch zu agieren. Der Wechsel zwischen Bergschritt, der auf den teils äußerst steilen Geröllhängen erforderlich war, teils auf allen Vieren, und dem normalen Laufschritt klappte reibungslos, was ich v.a. am Nebelhorn bereits gut trainieren konnte.

kurz vorm Tunnel
Zu meiner Überraschung sah ich dann auch noch meinen Papa an der Strecke stehen und anfeuern, ein kurzer Gruß, und nochmals motiviert ging es in Richtung Tunnel, der diesen Karwendelberglauf einzigartig macht. Im Tal hatte es 29°C und Sonnenschein, im Tunnel war es dunkel, feucht und sehr kühl - dieser Kontrast forderte von einem alles ab. In der Hoffnung nach vorne endlich das Licht am Ende des Tunnels erscheint, kämpft man sich eben nach vorne. Durch das Nachhallen der Schritte auf den Gummimatten, meint man immer dass die Verfolger schon direkt hinter einem sind. Die größte Qual war allerdings, dass meine Wadenmuskulatur total verkrampfte...durch tiefes Atmen, starke Armbewegung und mentales Ablenken versuchte ich ein "technisches Aus" zu verhindern. Wie durch ein Wunder vergingen die Verkrampfungen wieder, als ich den Tunnel verlassen hab und die der Weg wieder anstieg. Die Serpentinen zur "Zielgeraden" waren noch einmal anstrengend, die lange Zielgerade hoch zur deutsch-österreichischen Grenze konnte ich aber schon genießen, zumindest mental. Am Passamani auf 2291 m Höhe war das Ziel aufgebaut. Mit den Kräften am Ende überquerte ich als Gesamtzweiter nach 1:05:05 h die Ziellinie und sank erschöpft zusammen. Meine Freude zeigte ich mit einem kräftigen "Jaaaa!". Gesamtsieger Andrzej Dlugosz gewann souverän in 1:03:33 h. Die Mama empfing mich im Ziel, genauso Kurt und seine Frau, erste Gratulationen bekam ich von den Schedlers aus dem Saarland. Überglücklich und zufrieden, aber auch kaputt, ging es dann in Richtung Karwendelbahn-Bergstation zurück, wo die Wärmekleidung, Getränke, Freibier von Erdinger Alkoholfrei und Nudeln auf die Läufer warteten. Während des Abstiegs feuerte ich jeden Einzelnen an, weil es von jedem eine Leistung ist, hier hinauf zu laufen. Aufgrund des langen Winters lagen heuer noch viele Schneefelder im Dammkar, die mustergültig vom Streckenchef Gerhard Wolf umlaufen wurden, was aber die Strecke besonders schwierig machte, zumal das Geröll heuer ungeimlich locker lag - aufgrund der erst kurz davor eingetretenen Schneeschmelze. Am Wettkampftag bekam er bei der Streckenmarkierung auch noch Hilfe von Salomonläufer John Mooney, der das Wochenende zuvor krank war und nicht laufen konnte. Im folgenden Blogeintrag beschreibe ich die Siegehrung des Karwendellaufs und unser Auslaufen am nächsten Tag....
 
    
Gesamtsieger Dlugosz - ich lauf bereits die Gegengerade hoch
 
Es ist nicht mehr weit!!!

die letzten Meter - Wahnsinn!


die Wettkampfstrecke

Zeitungsbericht